23.9.2021

Vortrag: „Die Augustinusregel“

Am 13. November 2021, dem Geburtstag des hl. Augustinus, hielt P. Christian einen Vortrag zum Thema: „Die Augustinusregel – ein Leitfaden (nicht nur) für Augustiner“.

Zunächst erläuterte P. Christian,  wie der im 13. Jahrhundert entstandene Augustinerorden zu seiner Regel und damit zu seinem Namen gekommen ist. Das 4. Laterankonzil hatte 1215 vorgeschrieben, dass sich neue Orden eine der anerkannten Ordensregeln zu wählen hatten. Als die Päpste in der Mitte des 13. Jahrhunderts nun verschiedene eher lose organisierte Eremitengruppen in zwei sogenannten „Unionen“ (1244 und 1256) zu einem neuen Orden zusammenschlossen, wählte sich der neue Orden wie andere Gemeinschaften auch die aus der Spätantike stammende Augustinusregel – und wurde so zum „Orden der Eremitenbrüder des heiligen Augustinus“.

Der hl. Augustinus und die verschiedenen Stationen seines Lebens als Mönch (in seiner Heimatstadt Thagaste, als Priester im Gartenkloster in Hippo, zuletzt im „Kloster der Kleriker“ im Bischofshaus in Hippo) bildete den Schwerpunkt des zweiten Teiles.

Anschließend stellte der Referent die unter dem Namen Augustins überlieferten Regeltexte vor, erläuterte, wie sich daraus die überlieferte und bis heute für die Augustiner gundlegende „Augustinerregel“ entwickelt hat, und stellte die Frage nach deren Ursprung. Augustinus selbst hat eine „Regel für die Mönche“ in seinen Schrifften und Briefen nicht erwähnt; der Inhalt der Regel hat freilich viele, oft auch wörtliche Parallelen in seinem Werk. Insofern sei sie „augustinisch“, auch wenn letztlich offenbleiben müsse, ob die Zusammenstellung zur Regel von ihm selbst stamme oder aus seinem Umfeld.

Den Hauptteil des Vortrages bildete die Beschäftigung mit dem Text der Regel selbst. Anhand einzelner Kapitel zeigte P. Christian, wie die Regel das Leben der Augustiner prägt, wie vieles aber gute Impulse für ein gutes Zusammenleben auch außerhalb der Klostermauern geben kann.

Im Zentrum der Regel steht die Gemeinschaft. Das „Zusammenwohnen wie ein Herz und eine Seele“  nach dem Vorbild der Jerusalemer Urgemeinde (vgl. Apg 4) ist für Augustinus „der entscheidende Grund“ für das Leben im Kloster. Diese Betonung der Gemeinschaft begründet sich darin, dass im Nächsten Gott begegne: „Lebt also alle wie ein Herz und eine Seele zusammen und ehrt gegenseitig in euch Gott; denn jeder von euch ist sein Tempel geworden.“ (Regel, Kap. 1) Der Dienst am Nächsten sei so schon Gottesdienst.

Erst im zweiten Kapitel thematisiert die Regel das Gebet. Dazu brauche es feste Zeiten und Räume der Ruhe, die auch „verteidigt“ werden wollen.

Großes Gewicht nimmt in der Regel der Respekt vor der Individualität des einzelnen und die Rücksichtnahme auf verschiedene Bedürfnisse ein. Alle gleich zu machen und „jedem das Gleiche“ zu geben komme für Augustinus nicht infrage. „Uniformität mag manchmal reizvoll erscheinen, aber sie degradiert den einzelnen zu einer Nummer“, so P. Christian. Gerecht sei es vielmehr, unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Glücklich seien aber nicht die, die mehr brauchen und haben, sondern die, die mit weniger auskämen: „Es ist besser, wenig nötig zu haben als viel zu besitzen.“ (Kap. 3)

Auch im Kloster vergehe ein Großteil der Zeit mit Tätigkeiten, die nicht von Dauer seien. Die Regel liefere aber einen wichtigen Blickwinkel: In der Sorge füreinander – auch in ganz alltäglichen und vorderhand vergänglichen Dingen wie der Sorge um die Wäsche – verwirkliche sich die Liebe, und die habe in Gottes Augen Bestand: „So wird sich in allem, was die vergängliche Not des Menschen betrifft, etwas Bleibendes und Überragendes zeigen, nämlich die Liebe.“ (Kap. 5)

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